
Aufwertung Schulstandort Rütti: GFL sieht Chancen und Gefahren
Eine Gemeindemitteilung hat anfangs 2025 auf vorgeschlagene Änderungen für das Bildungs-, Beratungs- und Tagungszentrum INFORAMA auf der Rütti hingewiesen und zu Stellungnahmen eingeladen. Gemäss der neuen INFORAMA-Strategie des Kantons sollen land- und hauswirtschaftliche Aus- und Weiterbildungsangebote der heutigen Standorte Bioschule Schwand, Waldhof und Hondrich auf die Rütti verlegt werden. Weiter sollen Büro- und Schulräume von der Molkereistrasse dorthin verschoben werden. Beides zusammen wird mehr Leute und mehr Verkehr auf die Rütti bringen. (*)
Die GFL Zollikofen unterstützt grundsätzlich die Absicht, auf Gemeindeebene die bau- und planungsrechtlichen Voraussetzungen für die zukünftig angestrebten Nutzungen zu schaffen. Sie sieht in der geplanten Aufwertung des INFORAMA-Standorts Rütti grosse Chancen. (**)
Wegen Mehrverkehr diverse Taten gefordert
Bemägelt haben wir jedoch, dass etliche, Zollikofen betreffende Informationen aus der kantonalen INFORAMA-Strategie in den kommunalen Mitwirkungsunterlagen mit keinem Wort erwähnt wurden. Das gilt insbesondere für die Absicht des Kantons, in der zu erweiternden Zone für öffentliche Nutzungen ZöN 4 für 11,4 Millionen Franken eine «unterirdische Parkierung» zu bauen. Aus Sicht der GFL sollte im Hinblick auf den zu erwartenden Mehrverkehr im Baureglement der Erlass eines Mobilitätskonzepts vorgeschrieben werden. Weiter sind flankierende Massnahmen zu Gunsten des öV, Fuss- und Veloverkehrs (inkl.PubliBike) anzustreben, insbesondere auch via Buslinie 41 zur nahen Haltestelle «Rütti-Hochschule» bei der HAFL. Weiter ist die Einführung und Durchsetzung von Tempo 30 anzustreben, im Sinne der seit Jahren angekündigten Massnahmen im Richtplan Verkehr zum Schutz der Zufussgehenden auf der Wahlenallee. (***)
Die GFL verfolgt die weiteren Schritte mit Spannung, aber auch mit einem wachen Auge. Die vollständige Stellungnahme vom 5. Februar 2025 ist > hier aufgeschaltet.
Für den GFL-Vorstand: Marceline Stettler, Präsidentin, und Bruno Vanoni, Grossrat
(*) Diese Informationen stammen aus der „Nutzerstrategie INFORAMA“, die vom Regierungsrat des Kantons Bern am 20.11.2024 genehmigt und anschliessend veröffentlicht worden ist, siehe > Medienmitteilung und > Strategiebericht auf der Website des Kantons. Diese INFORAMA-Strategie muss allerdings in der Frühlingssession 2025 noch dem Grossen Rat zur Kenntnisnahme vorgelegt werden; eine erste Version hatte dieser im September 2023 mit elf Auflagen zurückgewiesen. Die überarbeitete Version ist von der vorberatenden Finanzkommission positiv aufgenommen worden, doch beantragt sie dem Grossen Rat bei der Kenntnisnahme einige Akzente zu setzen, siehe > Medienmitteilung
(**) Chancen ergeben sich insbesondere auch aus der künftig engeren Zusammenarbeit mit der HAFL (Berner Fach-Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften) und aus der Umwandlung des landwirtschaftlichen Pachtbetriebs in den «Wissenstransfer- und Innovationsbetrieb WIN Rütti» u.a. auch mit biologischer und anderweitig naturnaher Landwirtschaft. Damit kann auch der vom Grossen Rat im September 2023 beschlossenen „Auflage 10“ Rechnung getragen werden, die eine verstärkte Ausrichtung auf biologische, regenerative und anderweitig naturnahe Landwirtschaft fordert. Die überarbeitete Nutzerstrategie des Regierungsrates hält dazu nun fest: «Der WIN-Rütti Betrieb will Innovationen und Versuche ermöglichen, welche auch die gesamtbetriebliche biologische Landwirtschaft und andere naturnahe Bewirtschaftungsformen wie Agroforst oder Permakultur einschliessen. Die Rahmenbedingungen wie ein gesamtbetrieblich biologisch bewirtschafteter Praxisbetrieb und Inhalte, die an der INFORAMA Bio-Schule am Schwand abgedeckt wurden, stünden somit an der Rütti ebenfalls zur Verfügung – sogar mit zusätzlichen Synergien mit der konventionellen Bewirtschaftung.» (S. 29).
Schliesslich geht aus der überarbeiteten Nutzerstrategie hervor, dass der Kanton auf der Rütti im Zusammenhang mit den vorgesehenen Neubauten (genannt werden modern ausgestattete Klassenzimmer, Werkstätten und Labore mit Infrastruktur für
(***) Weitere Forderungen in der GFL-Stellungnahme sind die Berücksichtigung übergeordneter Vorgaben zur Reduktion des Autoverkehrs und eine Beschränkung der Anzahl Parkplätze. Unabhängig von den Inforama-Vorhaben des Kantons soll seit Jahren angekündigte Massnahmen aus dem kommunalen Richtplan Landschaft zügig umgesetzt werden: die Aufwertung naturnaher Lebensräume zugunsten von Amphibien im Gebiet der Rütti. Die GFL erwartet, dass die Gemeinde künftig transparenter über alle Absichten des Kantons informiert und in der Jury für Inforama-Neubauten stimmberechtigt mitentscheiden wird.