«Für krisensicheres Geld: Geldschöpfung allein durch die Nationalbank!» So lautet der vollständige Titel der Vollgeld-Initiative, über die wir am 10. Juni abstimmen. Die Grünen haben auf schweizerischer und kantonaler Ebene (nach anfänglicher Tendenz zu einer Ja-Parole) klar Stimmfreigabe beschlossen und damit zum Ausdruck gebracht, dass es aus grüner Sicht gute Gründe pro und contra Vollgeld gibt. Die GFL hat sich dieser offenen Haltung angeschlossen. Weil aufgrund der Nein-Parolen der anderen Parteien die gegnerischen Argumente im „Mitteilungsblatt Zollikofen“ (MZ) überwiegen, geben wir dort und auch nachfolgend hier auf der GFL-Webseite einem GFL-Mitglied Gelegenheit zum Werben für ein Ja.
Der GFL-Vorstand


Persönliches Plädoyer für ein Ja
Möchten Sie mal probieren, Ihr Velo zu lenken, indem Sie freihändig fahren und nur gegen den Lenker pusten? Ihr Vehikel dürfte ziemlich bald gegen die Wand fahren. Doch etwa so funktioniert die Lenkung unseres Geldsystems durch die Notenbanken. Die Puste (Zinssignale der Notenbank) verpufft. Denn wenn eine Schweizer Bank einen Kredit vergibt, muss sie ihn nur mit 2.5% Mindestreserve von der Notenbank decken – und dazu mit ein paar Prozent Eigenkapital. Den Grossteil des Geldes macht die Bank selber.
Sie glauben das nicht so recht? Forschen Sie nach. Zur „Geldschöpfung“ findet man gute Literatur, beispielsweise auf der Website der deutschen Bundesbank.
Die Vollgeld-Initiative will nun, dass die Nationalbank den Velo-Lenker wieder in der Hand hält. Nicht überall (das wird gerne unterschlagen), sondern nur beim Zahlungsverkehr, der allerdings für die Realwirtschaft lebenswichtig ist. Ihr Alltagskonto würde zu einem indirekten Konto bei der Nationalbank, zu 100% statt 2.5% von dieser garantiert und somit krisensicher. Ihr Sparkonto und Ihre Hypothek blieben unverändert – bei einem Unterschied: Sie könnten künftig wählen: zinsbringendes Sparkonto oder sicheres Vollgeld.
Die Initianten sehen bedeutende positive Wirkungen von Vollgeld für die Allgemeinheit. Sie begründen das z.B. auf ihrer Website, nehmen auch Stellung zu Kritik, und zeigen zu Kritikpunkten Lösungen auf. Die Gegner, z.B. Banken, haben es einfacher – sie müssen nur diffuse Ängste vor Risiken und Kosten wecken, denn die Schweiz wäre das erste Land, das im grossen Stil elektronisches Vollgeld einführt (Bargeld ist heute schon Vollgeld).
Etwas irritierend finde ich, dass die Nationalbank die Initiative ablehnt, obwohl ein Ja ihr nichts wegnähme, sondern zusätzliche Instrumente in die Hand gäbe. Ist da die Angst vor mehr sogenannt „politischer“ (d.h. demokratischer) Kontrolle?
Vollgeld ist kein Allerheilmittel, nur eine Chance. Ob wir je über das perfekte Heilmittel für die Finanzwelt werden abstimmen dürfen, ist fraglich…
M. Buser, Zollikofen