Möchten Sie, dass bei Ihrem Hochzeitsessen jeder Gast das Menü mitbestimmen kann? Sicher nicht, das Durcheinander wäre vorprogrammiert.
Die Initiative „Für demokratische Mitsprache – Lehrpläne vors Volk“ will die Zuständigkeit für den Erlass der Lehrpläne neu dem Grossen Rat bzw. dem Volk übertragen. So soll mehr demokratische Mitsprache bei den neuen Lehrplänen sichergestellt werden. Eine falsche gute Idee. Lehrpläne vors Volk zu bringen, bedeutet weniger Demokratie. Denn Lehrpläne werden im intensiven Austausch mit allen Beteiligten erarbeitet.
Dies gilt besonders für den breit unterstützten Lehrplan 21, der von pädagogischen Fachleuten erarbeitet und mehrmals auch den interessierten Lehrpersonen zur Stellungnahme unterbreitet worden ist. Gesellschaftliche Entwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse werden so aufgenommen und umgesetzt, als Grundlage für das Lernen. Dies garantiert Qualität und schützt vor kurzfristigem Denken und Willkür.
Die Eltern wollen das Beste für ihre Kinder. Das gleiche wollen die Schule und die Lehrpersonen. Kein Schulsystem, kein Lehrplan kann allen Kindern einen glänzenden Erfolg in der Schule garantieren. Unsere heutige Gesellschaft bietet viel Neues an, verlangt aber auch viel von uns und von unseren Kindern. Manche Rahmenbedingungen haben sich geändert, so dass die heutige Schule nicht mehr mit der früheren Schule verglichen werden kann. Ein von Fachleuten pädagogisch gut überlegter Lehrplan stellt bessere Unterrichtsbedingungen sicher als politisch geprägte Entscheide und ständige Reorganisationen. Die Schule braucht Ruhe und eine gewisse Kontinuität. Um ein Chaos um Lehrpläne zu vermeiden, sage ich deshalb klar nein zur Initiative „Lehrpläne vors Volk“.
Anne-Lise Greber-Borel, Mitglied der Bildungskommission
Weitere Informationen: nein-zur-lehrplan-initiative.ch